31. Oktober 2012

Into The Wild - Die Geschichte eines Aussteigers

Zunächst konnte ich gar nicht so genau sagen, wie ich den Film finden sollte. Er brachte eine Saite in mir zum Klingen, die sowohl Abwehr gegen diese bedingungslose Radikalität, als auch Empathie und Mitgefühl für diesen sich zur Wehr setzenden jungen Mann erzeugte...

'Into the wild' ist die Verfilmung des Lebens von Christopher McCandless aus dem Jahre 2007 (Regisseur: Sean Penn/ Gleichnamiges Buch von Jon Krakauer/Hauptrolle: Emile Hirsch), der sich nach seinem Studienabschluss 1990 dazu entscheidet, auszusteigen, sein altes Leben hinter sich zu lassen und vollkommen frei zu leben. Seine jüngere Schwester und seine besorgten Eltern lässt er in Viginia zurück, ohne sie über seinen Verbleib zu informieren. Er tritt eine Reise quer durch die USA an, ganz ohne Geld (die angesparten 24.000 Dollar spendet er einer sozialen Organisation) und mit spärlichem Gepäck, während der er auf verschiedene Menschen trifft, deren Leben er gleichsam bereichert und in Frage stellt. Dem einen ist er ein Sohn, der anderen ein Vorbild und Freund, ein Rebell, der sich der konventionellen Lebensweise der Amerikaner zur damaligen Zeit in außerordentlich mutiger Weise entgegenstellt.

Sein Ziel, so stellt sich schnell heraus, ist Alaska - ein Ort, der für ihn Freiheit und ein Leben in unberührter Wildnis darstellt.  Nach zwei Jahren, in denen er durch die USA reist, beginnt 1992 seine Reise zu diesem Ziel. Dort angekommen findet er einen verlassen Bus, in dem er sich häuslich, so gut dies eben möglich ist, einrichtet. Er ernährt sich zunächst von Vögeln, Eichhörnchen und Pflanzen unterschiedlicher Art. Als er nach ca. 3 Monaten beschließt, den Bus zu verlassen, da das Nahrungsangebot zu spärlich wird, sieht er sich einem reißenden Fluss gegenüber gestellt, den er einige Wochen zuvor noch hatte problemlos überqueren können, der sich jedoch in der Zwischenzeit durch die Schneeschmelze vervielfacht hat. 

Resigniert kehrt er zu seinem Bus zurück... und hier wird es spannend. Für die, die sich den Film noch anschauen oder das Buch lesen möchten, verrate ich das Ende hier erst einmal nicht. 

Ob er überlebt oder nicht, ist im Grunde für den Film auch nicht wichtig. Wichtig ist die Einsicht, dass Glück nur dann wertvoll ist, wenn man es teilt. 

Bei mir hinterließ vor allem die Frage nach dem Grund seiner umfassenden Rebellion einen bitteren Nachgeschmack. War das Gefühl des 'Getrennt-seins' von der Natur, wahren Werten etc. so groß, dass er beschlossen hat, alles aufzugeben und sich solcher Gefahr auszusetzen? Was treibt solche Menschen an, auszusteigen? 

9 Kommentare:

  1. Oh...Into the wild... Alaska! Weißt du, dazu muss ich dir was erzählen. Unbedingt. :-) Zu allererst: Ich habe Sehnsucht nach Alaska. Und das, obwohl ich noch nie dort war. Aber schon seit Jahren interessiert mich dieser Staat ungemein. Alaska...Wildnis, unberührte Natur, die Abwesenheit von Zivilisation, von all diesen Dingen, die mir hier so schwer fallen. Aufatmen. SEIN, loslassen, Authentizität, Ausgeglichenheit, Staunen. Das sind die Worte, die mir zu Alaska einfallen. Und ich weiß, dass ich irgendwann einmal dort sein werde. Ich werde all das in Natura erleben. Diese Schönheit, diese Natürlichkeit...ich freu mich so drauf. Ich freu mich so drauf...

    Aber nun zum Film: Ich habe ihn vor einiger Zeit mal begonnen zu schauen, und irgendwie war es ein Abend, an dem ich alleine zu Hause und auch ein bisschen traurig war. Du hast den Film gesehen, also kannst du vielleicht nachvollziehen, dass ich ihn, einfach weil er zu beklemmend war, nach ca. einer Dreiviertelstunde wieder ausgemacht habe. Ich nahm mir immer mal vor, ihn zu Ende zu sehen, habe es aber bisher noch nicht getan. Aber jetzt hast du mich wieder neugierig drauf gemacht.

    Ich sag' danke!
    Liebe grüße an dich!

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    1. Nachtrag: Zu deiner Frage...ich weiß nicht genau, was solche Menschen treibt, auszusteigen. Aber verstehen kann ich sie. Verstehen kann ich sie...vielleicht sind es eben Menschen, die zu 90% Idealisten, ja, Träumer sind...mit sehr viel Mut. Und ich glaube, Mut braucht man dazu wirklich unglaublich viel. Hm, aber manchmal, da scheint die Gefahr vielleicht auch einfach viel annehmbarer als diese gesellschaftlichen Zwänge und Strukturen, meinst du nicht? *grübel*

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    2. Liebe Meike, ja, Alaska und seine unberührte Natur muss wunderbar sein. Nach dem Film kann ich es mir noch besser vorstellen. Hast Du schon konkrete Pläne, wo Du genau hin möchtest? Ich finde, das ist wirklich ein toller Plan und irgendwie kann ich mir Dich dort gut vorstellen:-)
      Ich kann gut verstehen, dass Du den Film nicht alleine und in melancholischer Stimmung zu Ende schauen wolltest. Mir hat er auch ziemlich zugesetzt...auch wenn er eigentlich an der Oberfläche gar nicht so heftig ist...aber es kommt auf die Nuancen an.
      Es könnte sein, dass diese Menschen, mehr als andere, idealistisch sind. Aber viel mehr sticht in meinen Augen die Verzweiflung heraus und das Gefühl abgeschnitten zu sein. Es war ja keine normale Selbsterfahrungsreise/Abenteuerreise, auf die er sich begeben hat..er ist gegangen, ohne Jemanden zu benachrichtigen...das ist für mich ein Zeichen von Angst, Wut, sich nicht geliebt fühlen etc. Genau das, was Du sagst: Die Gefahr scheint leichter zu ertragen als die Zwänge der Gesellschaft/Familie etc. Und das ist es auch, was mich so berührt an der Geschichte.

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    3. Nee, so genau weiß ich noch nicht, welchen Teil von Alaska ich zuerst besuchen werde. Mich reizt die Küste...na ja, mal schauen. :-)

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  2. Ich denke auch, dass zu viel Fremdbestimmtheit Menschen zum aussteigen bringt. Ob soziale/familäre oder berufliche Zwänge: wenn ein bestimmtes Maß an Selbstbestimmung unterschritten wird, in Kombination mit der Perspektive das vermutlich alles "für immer" so weiter gehen wird, wächst der Zweifel an der Sinnhaftigkeit des Ganzen. Ich kann das soooooo gut nachvollziehen...

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    1. Hallo Crackletag, das 'Zweifeln am Sinn', wie Du schreibst, ist mir auch bestens bekannt...nur dieses radikale Ziehen von Konsequenzen, die Flucht in die absolute Einsamkeit liegt mir eher fern. Du hast wahrscheinlich Recht, dass es sich um eine Mischung von verschiedenen Zwängen und der Angst, dass es nie wieder anders werden wird handelt.

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  3. Es ist schon lange her, dass ich diesen Film gesehen habe. Wenn ich daran denke, kommt mir der Begriff Einsamkeit in den Sinn. Irgendwie ist doch alles was wir in unserem Leben tun, vor allem ein Ankämpfen gegen die Einsamkeit. Und dass, obwohl wir die zwei wichtigsten Ereignisse, die Geburt und das Sterben, alleine meistern müssen. Dieses aus der sicheren Welt treten, in die einsame Wildnis, sehe ich demnach auch als Versuch sich dieser existenziellen Form der Realität zu stellen. Was dabei herauskommt ist eine sehr klare, ehrliche, ungeschönte und eindeutige Sicht auf sich selbst.

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    1. Hallo Josef, ein interessanter Gedanke. Obwohl Du auf der weltlichen Ebene natürlich damit Recht hast, dass wir bei der Geburt und beim Tod alleine sind, möchte ich dies nicht als existentielle Form der Realität betrachten. Für mich ist die existentiellste Form der Realität die Einheit mit allem und Christopher's Flucht ein Symptom des 'Sich-getrennt-fühlens' bzw. die Suche nach eben dieser Einheit...mit der Natur, sich selbst, der Erde etc. Vielleicht war er aber auch einfach nur ein sehr außergewöhnlicher Mensch mit einem ebenso außergewöhnlichen Verlangen nach Freiheit. Ich danke Dir fürs Teilen!

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    2. ...des "Sich-getrennt-fühlens" oder ICH fühle mich getrennt. Das Verbinden und Aufgehen eines Individuums in einer Einheit, hat den Preis der Einsamkeit, die es zu überwinden gilt.
      So gesehen steht mein Gedanke am Anfang dieser Reise, und deiner am Ende.

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