24. Oktober 2012

Berufung


Was ist eine Berufung? Etwas, zu dem ich berufen, gerufen werde? Etwas, das als zunächst verschwommene, sich windende Wolke über mir schwebt, bis ich bereit bin, ihren wahren Inhalt zu erkennen? Was ist dieses Etwas, zu dem es mich zieht und dessen Kontur sich mir nicht offenbaren will?

Es gibt Momente, so rar und doch so erhaben, in denen mir vollkommen klar ist, wozu mich dieses Leben ruft. Leider verweilen sie nur allzu selten, um einen genaueren Einblick zu gewähren. Diese Momente des Erwachsens, diese kleinen Augenblicke sind es, die mich am Ball halten, die es mir zwar erlauben, eine Weile still zu stehen, aufzutanken, zu refektieren, nur um mich weiter voran zu  treiben und nicht zur Ruhe kommen zu lassen – Lebensenergien in ihrer aufmüpfigsten Form.

Zwei wilde Waldelfen, die singend um ein Feuer tanzen. Die eine geht in ihrer Euphorie für den Augenblick auf, sicher der Quelle an Kreativität, sicher dessen, was da kommen mag. Die andere genauso kraftvoll in ihrer Energie, zweifelnd und strauchelnd, die Arme verschränkend und mit den Augen rollend. Sie tanzen und geben keine Ruhe, eine wie die andere – beide in ihrer Natürlichkeit, in ihrer unumstrittenen Berechtigung zu sein.

Wie können sie zusammen finden? Diese Frage stellt sich mir an einem sonnigen Herbstnachmittag im Oktober, an dem die farbigen Blätter und der Winkel, in dem die Sonne durch die Äste scheint allein schon eine Offenbarung sind. 

3 Kommentare:

  1. Mein Gedanke dazu ist, dass diese Waldelfen bereits zueinander gefunden haben. Wenn man es so sehen will und kann. Sie tanzen miteinander, sehen durch die andere sich selbst. Durch dieses Miteinander entsteht die Energie, die es für das Leben braucht. Was sie aber nicht sind und was sie, wie ich finde, auch nicht werden sollten, ist "Eins". Wer tanzt schon gern mir sich allein?

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    1. Lieber Josef, ein versöhnlicher Gedanke, dass die beiden gar nicht um jeden Preis zueinander finden sollten, dass es vielleicht sogar hinderlich wäre, würden sie sich vereinen. Etwas mehr gegenseitige Akzeptanz der Beiden wäre mir allerdings schon ganz lieb. Danke für Deinen Gedankenanstoß.
      Ich habe gesehen, dass Du bis vor einiger Zeit auch einen Blog geschrieben hast. Warum hast Du aufgehört? ...oder gibt es einen Neuen?
      Viele Grüße
      Julia

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    2. Hallo Jule,
      nein, leider gibt es derzeit keinen aktuellen Blog von mir, aber das kann durchaus wieder werden. Ein wesentlicher Grund warum ich aufgehört habe, war, dass ich begonnen haben an einem Romanmanuskript zu arbeiten und dafür Energie und Zeit einsetzen will. Ganz lassen, zumindest das Kommentieren, kann ich es aber nicht.
      Schöne Grüße
      Josef

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